Die Marvel Studios sind sicher nicht die ersten, die verschiedene Film- und Fernsehproduktionen in einem gemeinsamen Universum spielen lassen. Doch ob nun in Gruselfilmen aus der Zeit um den Zweiten Weltkrieg Frankenstein auf den Wolfsmenschen und Graf Dracula trafen, Godzilla sich während des Kalten Krieges mit Mothra oder Rodan kloppte oder heutzutage das unheimliche Alien auf den kopfjagenden, außerirdischen Predator trifft, mit dem schieren Umfang an Figuren und Geschichten kann es kaum jemand mit dem „Haus der Ideen“ aufnehmen.
Da die Übersicht zu behalten, ist schon längst fast unmöglich geworden. Noch komplizierter wird es jedoch, bezieht man das Thema Film-Rechte mit in die Betrachtung solcher (Cinematic Universes genannten) Kinorealitäten mit ein. So hat Marvel in den 1990er-Jahren damit begonnen, die Rechte an ihren Schöpfungen an Film-Studios zu verkaufen. Natürlich auch deshalb, weil man darauf spekulierte, ein neues Publikum zu erreichen und somit potenzielle neue Comic-Leser anzulocken. Nötig hatte es Marvel (und in gewissem Maße auch Konkurrent DC Comics), denn der Comic-Gigant hatte sich dicke an der Börse verhoben und als die sprichwörtliche Spekulationsblase dann platzte, stand man vor dem Bankrott. Während dieser Zeit sprangen auch einige von Marvels Starzeichnern ab und gründeten den Verlag Image Comics. Deren spektakuläre Erfolgsgeschichte hat zu Marvels Beinahe-Untergang sicherlich beigetragen. Weitere Informationen zu Image, die 2017 ihr 25-jähriges Bestehen feiern dürfen, erfahrt ihr übrigens im aktuellen nerdlich-Podcast zu genau diesem Thema.
Zusammenfassend war die Krise der 90er-Jahre Auslöser für Marvels heutiges Filmrechte-Dilemma. Eine kleine Übersicht, wie hier der aktuelle Stand ist, gibt es auf dieser Grafik von Maurice Mitchell:
Wie eingangs gesagt, ist Marvel nicht allein. So auch im Falle der Filmrechte. Die Rede ist von Marvels Disney-Schwester Lucasfilm. Als diese 2012 von Disney für satte 4 Milliarden Dollar aufgekauft wurde, sahen viele vorher, was sich heute bereits abzeichnet. Disney tut alles dafür, dass diese saftige Investition schnellstmöglich Früchte trägt. Erst wurde im TV mit Star Wars: The Clone Wars und Star Wars: Rebels das allgemeine Interesse sowohl ausgetestet, wie auch angekurbelt. Dann wurde mit Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht der Beginn einer neuen Trilogie gefeiert und schließlich, damit das Warten nicht zu lang und das Interesse aufrecht gehalten wird, der erste Anthologie-Film Rogue One: A Star Wars Story.
Star Wars-Schöpfer George Lucas steht hierbei völlig außen vor. Je nachdem, wie man zu den Prequels um Anakin Skywalker steht, mag man das unterschiedlich gut finden. Ob nun deshalb, weil der Mann, der diesen Mist fabriziert hat, nun nichts mehr zu melden hat. Oder eben darum, weil der Schöpfer des erfolgreichsten Sternen-Märchens aller Zeiten, sein Vermächtnis in jüngere, fähigere Hände gegeben hat. Wie dem auch sei, Star Wars steht eine lucasfreie Zukunft bevor. Und das könnte nun ebenso bedeuten, dass Disney den Wunsch einiger Fans endlich erfüllt, die ursprüngliche, unveränderte Kinoversion der Original-Trilogie auf den Markt zu bringen. Leider war Lucas stets der Überzeugung, nur die Version an der als letztes digital herumgefriemelt wurde (ein Ronto hier, ein Ewokblinzeln dort) sei die einzig Wahre. Da Lucas jetzt aus dem Spiel ist, stünde einer offiziellen DVD- bzw. Blu-ray-Version a la Harmy’s Despecialized Edition doch eigentlich nichts mehr im Wege, oder?
Leider doch, denn die Rechte am Kaufvideo-Geschäft hat nicht Disney, sondern 20th Century Fox. Bis ins Jahr 2020 müsste diese also an jeglichen Neu-Editionen beteiligt werden, ihr Einverständnis überhaupt einmal vorausgesetzt. Doch selbst nach Ablauf dieser Frist, wenn nach dem Erscheinen von EPISODE IX eine neunteilige Disney-Box aller Saga-Filme in greifbarer Nähe wäre, müsste diese eventuell ohne Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung auskommen. Denn die Rechte zu Krieg der Sterne, wie das Sternenmärchen früher hieß, liegen dann noch immer bei 20th Century Fox, denn hier gibt es kein Ablaufdatum für die Vermarktungsrechte.
Hoffnung macht allein, dass Disney es auch geschafft hat, Spider-Man in ihr Marvel-Cinematic-Universe zu holen, obwohl dessen Filmrechte weiter bei Sony liegen. Und wer weiß, vielleicht gelingt auch Lucasfilm ein ähnliches Kunststück. Möge die Macht mit ihnen sein. Immer.
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