Nerds im Jahresrückblick: 2020 mit Kirby

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Die NERDLICH-Redaktion hat das Chaosjahr 2020 so gut wie überstanden. Das heißt, wir sind bereit für eine bessere Fortsetzung, und ihr seid es hoffentlich auch.
Doch war 2020 wirklich nur furchtbar, oder gab es trotz der Pandemie auch Höhepunkte?
Wir werfen einen Blick zurück in unserer Reihe: Nerds im Jahresrückblick. Den Anfang macht an dieser Stelle unser persönliches Chaos-Bündel, Kirby.

VON MASKEN UND DISKUSSIONEN

2020 war für viele ein schwieriges Jahr, was zu großen Teilen der globalen Pandemie geschuldet ist. Wie bereits im Quarantäne-Tagebuch erwähnt, hielt sich meine persönliche Problematik mit dem artig zuhause bleiben in Grenzen. Ich bin nicht per se ultimativ menschenscheu, aber soziale Energie existiert meines Erachtens in einer endlichen Reserve. Da bei meiner Charaktererstellung einige Details schief gingen, verbrauche ich je nach Tagesform 75-98% davon bei der Arbeit und mag es auch gerne, in meiner Freizeit nicht zu viel vis-á-vis zu interagieren. Natürlich gibt es dennoch Menschen, die ich in den letzten 9 Monaten deutlich weniger sah, als es mir lieb ist (Shout-Out an alle Lieblingsmenschen).

Die für mich persönlich größten Hürden folgten jedoch später im Zuge einiger Schutzmaßnahmen (An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich die Sinnhaftigkeit hier nicht in Frage stelle). Die Maskenpflicht ist eine seltsamerweise immer wieder aufploppende Diskussion, aus der ich mich präventiv raushalte. Es spricht offensichtlich nichts dagegen, sein Umfeld zu schützen, auf persönlicher Ebene struggle ich dennoch massiv damit. Sensorisch bietet der Kontaktbereich einen zu großen Kontrast zum Rest Gesichts, Bänder um die Ohren sind ebenfalls unerträglich. Glücklicherweise wurde ich bereits vor in Kraft treten der Maskenpflicht auf eine erträglichere Alternative aufmerksam gemacht:

Druckausgleich hilft nicht nur beim Tauchen

PERSÖNLICHE HIGHLIGHTS

Neben Corona hatte 2020 auch noch ein paar deutlich positivere Überraschungen in petto. Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten habe ich dank einer kompatiblen Praxisanleitung mit einigen Jahren Verzögerung endlich meine zweite Ausbildung abgeschlossen. Nach jahrelangem Struggle „normal“ zu sein, habe ich eine erneute ADHS-Diagnose bekommen und akzeptiert. Und nach sehr ausgiebiger Recherche zu Gender-Identitäten und langem, stressigen Kampf habe ich den Spitznamen Kirby abgelegt – nun steht er offiziell im Ausweis.

Alles in Allem war ich also einen nicht unerheblichen Teil dieses verflixten Jahres mit der Selbstfindung und -Reflexion beschäftigt. Und auch wenn das Ergebnis nicht jedem passt, ich bin mit der Identität, die sich daraus erwuchs, unerwartet zufrieden. Dass ich dadurch auch gleich einen Filter entwickelt habe, um negative Einflüsse -sprich: Leute, die lieber mit „der Norm“ interagieren wollen – auszusondern, ist ein netter Bonuseffekt. Vor ein paar Jahren noch hätte ich mich dem RSD gebeugt und versucht, unterm Radar zu bleiben. Aber seien wir mal ehrlich: I’m too old for this crap.

My preferred pronoun is ‚it‘, deal with me!

NERDY EXPLOITS

Seien wir mal ehrlich: nerdLICH-Leser erwarten in einem Jahresrückblick vermutlich auch eine verdammte themenbezogene Komponente. In dem Fall kann ich euch beruhigen, natürlich wird auch die geliefert!

Multitasking sei Dank hatte ich dieses Jahr neben allem anderen auch viel Zeit für meine liebsten Beschäftigungen. Ich habe sowohl Neues exploriert als auch bei verpassten Dingen aufgeholt und die prägnantesten Eindrücke für euch zusammengetragen. Um nicht zu sehr zu eskalieren, versuche ich mich kurz zu fassen.
(Wir übernehmen keine Garantie, auf Erfolg, Kirby ist und bleibt eine Labertasche[Anmerkung d. Redaktion] )

obligatorische, allgemeine Spoilerwarnung für Leute, die wie ich manchmal etwas spät dran sind!

Fangen wir am besten mit einem der größten ‚Late To The Party‘-Items auf der Liste an: Avengers: Endgame. Es hat sich irgendwie tatsächlich erst mit der Akquirierung eines Disney+-Accounts ergeben, dass ich mir dieses Spektakel zu Gemüte führte. Und ich habe diesen Umstand ehrlich gesagt nicht bedauert. Es war zwar keine Age of Ultron-Enttäuschung, aber ich wurde auch definitiv nicht vom Hocker gerissen. Ich kann zwar sehen, warum Viele begeistert waren, aber ich persönlich fand ihn gerade mal okay.

Vielleicht war es meine persönliche Wahrhmung, aber gerade durch die Anmerkung nach Wandas Tod hatte das ganze einen gewissen ‚klassische Familie>Found Family‘-Beigeschmack. Tony und Clint brechen den Kontakt zum Team komplett ab und spielen Familienvater. Steve verkriecht sich am Ende in der Vergangenheit für eine Beziehung, von der in früheren Filmen suggeriert wurde, er hätte damit abgeschlossen.

Und auch wenn die Kleinteams während des Time Heist sinnig waren, hatte das Original-Team nervig wenig gemeinsame Screentime. Meiner persönlichen Ansicht nach war das Projekt ZU groß. (Und das Steve bei dem Zitat, auf das ich seit dem ersten Avengers-Movie gewartet habe, das ‚assemble‘ nur in seinen wieder abrasierten Bart murmelt, störte mich auch mehr, als es vermutlich sollte.)
Nette Unterhaltung, aber ich habe den Hype, den ich bei anderen erlebt habe, nicht verspürt.

Community habe ich bereits in der Vergangenheit fleißig und viel konsumiert, allerdings habe ich erst dieses Jahr auch die sechste Staffel gesehen. Ich liebe diese Serie heiß und innig -schon weil Abed für mich unglaublich nachvollziehbar ist-, aber vielleicht war sie länger als sie hätte sein sollen. Nach 2 Binge-Durchgängen während der Prüfungsvorbereitung fand ich mich irgendwo zwischen „ich will mehr“ und „das Finale von Staffel 4 wäre ein gutes Ende gewesen“ wieder.

Devil May Cry 5 hat mich dagegen sehr positiv überrascht. In der Vergangenheit war ich der Ansicht, die Reihe hätte mit Teil 3 ihren Höhepunkt erreicht und 4 hätte mit dem Devil Bringer lediglich eine spaßige Neuerung gebracht. Gerade der Versuch eines Reboots/Re-imagination/Was auch immer das 2013 sein wollte -außer doof benannt-, hatte mich die Hoffnung aufgeben lassen. Dann kam Capcom letztes Jahr daher und warf uns diesen Leckerbissen zu. 3 Spielbare Charaktere, merklich separates Gameplay für jeden, Over the top-Fun; DAS ist Devil May Cry (und nicht Not-Dante und Anti-Typecasting-Succubus, die sich gegenseitig „F*ck You!“ entgegenbrüllen).

Batman: Arkham Knight hatte Potential, aber obwohl Jason „Red Hood“ Todd der titelgebende Charakter ist -keine große Überraschung- und Scarecrow als Primär-Antagonist verwendet wird, stiehlt der Joker wieder einmal die Show. Versteht mich nicht falsch, ich betrachte Conroy/Hamill als DIE ultimative Batman/Joker-Combo, andere Schurken sollten auch häufiger das Rampenlicht bekommen. Ein definitives Highlight war jedoch die Nutzung des ikonischen Zitats: „I am vengeance! I Am The Night! I AM BATMAN!“

Im Sommer habe ich mir nochmal meinen ewigen Guilty Pleasure Power Rangers intensiv zu Gemüte geführt. In einer Maraton-Session habe ich mir sämtliche Team-Up- und Jubiläums-Folgen angesehen. Dabei kam ich wieder einmal zu dem Schluss, dass Reinforcements From The Future und Forever Red diese Rollen noch immer am besten erfüllen. Einerseits freut mich dieser Umstand, da es zeigt, dass die Folgen gerade im Rahmen der Serie einfach gut sind. Andererseits sind beide Wild Force, welches die 10. Staffel war. Nächstes Jahr gehen wir mit Dino Fury in die 28. Runde, da wäre eine Aktualisierung der Favoriten-Liste fast wünschenswert.

Pokémon Sword/Shield bekam mit dem Season-Pass neuen Content. Der fleißige Sammelwahn konnte also weitergehen. Ich persönlich fand die Crown Tundra ansprechender als die Isle of Armor, hatte aber insgesamt mit beiden sehr viel Spaß. Besonders die Regionalen Versionen von legendären Vogel hat es mir angetan, auch wenn ich mich mit dem fangen teilweise etwas schwer tat (danke, kritische Treffer >.>).

Hyrule Warriors: Age of Calamity entpuppte sich nicht als das Hack’n’Slash-Prequel zu Breath of the Wild , das manche erhofft hatten. Jedoch ändert das nichts daran, dass ich viel Spaß daran habe. Der Verzicht auf das umfangreiche Menü des Vorgängers ist akzeptabel, allerdings wird die Karte irgendwann sehr überfüllt. Alle Spielmodi/Optionen zusammen zu werfen sorgt auf Dauer für EINE MENGE an Icons, die nach und nach aufploppen. Dennoch hoffe ich auf mehr nachgelegten Content in der Zukunft.

Zudem hat sich mein Haushalt zum Jahresende vergrößert. Kurz nach dem Release der PS5 habe ich in diesem Jahr mit Gwen auch endlich eine PS4 adoptiert (ja, ‚Late To The Party‘ ist ein Motto bei mir). Und auch wenn meine Spielesammlung allgemein ein wenig expandiert ist, waren Spider-Man und Spider-Man: Miles Morales allein die Anschaffung schon wert. Ich habe selten so häufig in einem Spiel auf der Karte ein merkwürdiges Icon entdeckt, nur um mich dann zu erinnern, dass es eine Fast-Travel-Option gibt. Das schwingen allen bereitet soviel Spaß, dass ich gelegentlich die Quests komplett vergesse. Und der Photo-Mode in Spider-Miles sind meine diesjährigen Feiertagsgrüße zu verdanken.

©Sony Interactive Entertainment | Happy Holidays wünscht euch @BKLYNSpider42

NOT JUST FUN AND GAMES

Wie vermutlich so mancher dieses Jahr, habe ich jedoch auch einen schweren Verlust zu verzeichnen und einen geliebten Menschen verloren. COVID hatte damit zwar nichts zu tun, aber das macht es dennoch nicht leichter. Allerdings war das die Hauptinspiration, auf das vergangene Jahr zurückzublicken.

Wie bereits erwähnt falle ich nicht unbedingt immer in die typische „Norm“. Das hatte häufig zur Folge, hohle Phrasen wie „das macht man so nicht!“ zu hören.

[Ein persönlicher Aufruf an dieser Stelle: Wenn ihr neurodiverse Menschen in eurem Umfeld habt, bitte lasst das. Als Erklärung warum eine Handlung nicht angemessen sei, ist das komplett wertlos. ‚Man‘ ist komplett unpräzise, und ohne weiteren Input ist es so sinnvoll wie „ich habe deinen persönlichen Horizontalfaktor vertikal quer-gepolt“. Für den Sprecher steckt bestimmt ein Sinn dahinter, aber ein ND-Empfänger der Botschaft versteht primär, dass irgendwas ’schon wieder‘ falsch war, aber nicht unbedingt, warum.]

Wo andere mir allerdings sagten „Das kannst du so nicht machen“ oder „das macht man so nicht“, sagte er mir „Wenn es dich glücklich macht, was geht das dann andere an?“. Andere haben diesen Menschen gerade in seinen letzten Jahren häufig als ’schwierig‘ bezeichnet, aber mir ist vor allem im Gedächtnis geblieben, dass er meine Entscheidungen befürwortet hat. Allgemeine Umstände taten dabei nichts zur Sache, ihm ging es darum, dass ich tue, womit ich am besten leben kann. Gerade das vergangene Jahr über habe ich immer wieder festgestellt, welch tiefen Eindruck dieser Zuspruch hinterlassen hat.
Deswegen möchte ich ihm auch diesen Jahresrückblick widmen, denn er hat erheblich dazu beigetragen, mich zu diesem Punkt zu bringen.

Time doesn’t stop, so why should I?

FAZIT:

2020 war interessantes Jahr. Es war ein merkwürdiges Jahr, und es war sehr launisch. Meine ganz persönliche Bilanz ist, dass es -aller Hürden zum Trotz- nicht mein schlechtestes war. Ich habe gelacht, geweint, und gejubelt. Ich war zufrieden, frustriert und erleichtert. Und wundervolle Menschen habe ich noch mehr zu schätzen gelernt, während ich weniger wundervolle innerlich abgehakt habe. Vor Allem aber bin ich trotz aller Stolpersteine und Hürden nicht nur immer noch im Spiel, sondern zum ersten Mal seit ich über sowas nachdenke, auch zufrieden mit dem Zwischenstand.

Sollte ich 2020 eine Hymne geben, würde meine Wahl auf How Far We’ve Come von MatchBox20 fallen. Die Welt wirkt gerade unglaublich düster, aber es schadet nicht, mal auf einer ganz persönlichen Ebene zu schauen, wie weit man bisher gekommen ist. Zudem lässt die musikalische Stimmung darauf hoffen, was als nächstes kommt.

©Atlantic Recording Corporation, © Saban Entertainment, ©The Walt Disney Company|
montage for History of Power Rangers 

Zu Guter Letzt bleibt mir eigentlich nur noch, euch schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr zu wünschen. Lasst euch nicht unterbuttern, jeder Tritt vors Schienbein durch das Leben fördert eure Resistenz -auch wenn es sich manchmal erstmal nicht danach anfühlt. Aber wie das Rüstungstraining in Skyrim ist das ein langwieriger Prozess, also habt Geduld und haltet durch. Wenn ich das kann, schafft ihr das auch.

Kirby out.

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Über den Autoren/Über die Autorin

Erziehungs-Person, Comic-Geek, Spielkind,Serien-Junkie und Cartoon-Enthusiast aus Hamburg. In meiner Freizeit betreibe ich an professionell grenzendes professionelles Binge-watching, überanalysiere oder stopfe meinen Kopf mit fiktiven Charakterbiografien voll.

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